Gegenangebot nach Kündigung: Wie Sie damit umgehen sollten

Frau hält Schild mit rotem Kreuz in die Höhe, Mann im Hintergrund schaut in einen Laptop

Der Arbeitsvertrag in der neuen Firma ist unterschrieben, nun gilt es, die Kündigung beim aktuellen Arbeitgeber einzureichen. In vielen Fällen reagieren Unternehmen darauf mit einem Gegenangebot und versuchen wechselbereite Fachkräfte mit einer Gehaltserhöhung, einer Beförderung oder anderen Gratifikationen zum Bleiben zu überreden. Erfahren Sie, warum Sie solche Angebote kritisch hinterfragen sollten.

Warum Unternehmen nach einer Kündigung ein Gegenangebot abgeben

Umfragen zufolge unterbreiten 75 Prozent der Entscheider in Unternehmen Mitarbeitern bei einer Kündigung ein Gegenangebot. Die Vermutung liegt nahe, dass dahinter die Absicht steht, die wechselwilligen Angestellten im Unternehmen zu halten. Doch meist stecken andere Gründe dahinter.

 

Akuter Fachkräftemangel

In der Immobilienwirtschaft und in vielen anderen Branchen herrscht großer Fachkräftemangel. Entsprechend schwierig gestaltet sich nach einer Kündigung die Neubesetzung einer vakanten Stelle. Besonders Angestellte mit hoher Qualifikation und Spezialwissen hinterlassen Lücken, die vielfach nur schwer zu schließen sind.

Nachbesetzungen kosten Zeit und Geld

Kündigungen sind für Unternehmen immer mit zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden. Die Position muss ausgeschrieben werden. Danach gilt es, eingehende Bewerbungen zu sichten, Vorstellungsgespräche durchzuführen und eine Entscheidung zu treffen. Die Einarbeitung nimmt ebenfalls Zeit in Anspruch. Hinzu kommt das Risiko einer Fehlbesetzung und einer Kündigung des Nachfolgers in der Probezeit. Beides verursacht hohe Kosten im Unternehmen, da der Bewerbungsprozess erneut durchgeführt werden muss.

Andere Mitarbeiter könnten nachziehen

Kündigt ein Teamleiter oder ein beliebter Kollege, hinterfragen mitunter auch andere Mitarbeiter ihre Jobzufriedenheit und ziehen einen Jobwechsel in Betracht. Mit besseren Vertragsbedingungen wollen Arbeitgeber diese Effekte und damit Unruhe im Team im Vorfeld unterbinden.

Schlechtes Gewissen

Vielfach erkennen Abteilungsleiter und andere Vorgesetzte mit der Kündigung: Sie haben dem Mitarbeiter nicht genug Wertschätzung entgegengebracht, ihn zu wenig gefördert oder seine Fähigkeiten unterschätzt. Mit einem vermeintlich attraktiven Angebot an den scheidenden Mitarbeiter wollen Arbeitgeber mangelnde Führungskompetenz überspielen und ihr schlechtes Gewissen beruhigen.

Wie Arbeitgeber Gegenangebote formulieren und was sie beinhalten können

In der Regel artikulieren Arbeitgeber ihr Angebot im Kündigungsgespräch. Meist versuchen sie, ihre Mitarbeiter an Ort und Stelle zum Bleiben zu bewegen. "Können wir Sie vielleicht noch umstimmen?" oder "Lassen Sie uns noch einmal gemeinsam darüber reden", sind typische Formulierungen. Bisweilen folgt ein Schriftstück, in dem Argumente konkretisiert werden. Typisch sind:

  • eine Gehaltserhöhung
  • ein neuer Aufgabenbereich
  • eine Beförderung
  • ein Firmenwagen
  • mobiles oder flexibleres Arbeiten
  • zusätzliche Urlaubstage

Wie Sie auf die Offerte Ihres Arbeitgebers reagieren sollten

Verspricht Ihnen Ihr Vorgesetzter nach der Kündigung bessere Job-Konditionen, gilt: Ruhe bewahren und die Offerte Ihres aktuellen Arbeitgebers vor einer Zusage sorgfältig prüfen. In Ihrer Überlegung sollten Sie sich die Gründe vergegenwärtigen, die zu Ihrer Kündigung geführt haben und prüfen, ob diese Gründe mit dem Gegenangebot wirklich langfristig verbessert werden.


Höhere Bezahlung

Ein neuer Arbeitgeber bedeutet in den meisten Fällen ein besseres Gehalt. Vor allem nach mehreren erfolglosen Gehaltsverhandlungen mit dem Vorgesetzten begeben sich viele Angestellte auf Stellensuche. Bietet der Vorgesetzte die gewünschte Summe erst nach der Kündigung an, ist Vorsicht geboten. Bedenken Sie, dass Sie bei künftigen Gehaltsverhandlungen eine schwache Position einnehmen, falls Sie auf das höhere Gehalt eingehen.

Besseres Arbeitsklima

Wer sich im Team oder mit seinem Vorgesetzten unwohl fühlt, wird sich früher oder später nach einer neuen Stelle umschauen – vor allem, wenn Zufriedenheit und Anerkennung fehlen, ist die Kündigung oft unausweichlich. Lassen Sie sich daher nicht von Versprechungen blenden, da diese oft nur von kurzer Dauer sind.

Weiterentwicklungsmöglichkeiten

Fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten oder Aufstiegschancen sind der Grund für Ihre Kündigung? Wenn Ihr neuer Arbeitgeber Ihnen diese Perspektiven eröffnet, sollten Sie zugreifen. Denn auf Dauer wird ein Arbeitsverhältnis, das Ihnen zum Beispiel mehr Gehalt verspricht, Sie nicht zufriedenzustellen.

Besser Work-Life-Balance

Ihre aktuelle Position lässt Ihnen nicht genügend Zeit für Familie, Freunde und Hobbys, während Ihr zukünftiger Arbeitgeber viel Wert darauf legt? Dann sollten Sie die Konditionen Ihres Vorgesetzten genau hinterfragen! Wenn flexibles Arbeiten, Teilzeit oder Homeoffice bislang nicht möglich waren, warum sollte es künftig so sein? Es sei denn, Ihre Führungskraft präsentiert Ihnen konkrete Pläne für alternative Arbeitsmodelle.

Warum Sie ein Gegenangebot ausschlagen sollten

Für Ihren aktuellen Arbeitgeber ist ein Gegenangebot eine komfortable Möglichkeit, um den Zeit- und Kostenaufwand für die Neubesetzung Ihrer Stelle zu umgehen. Sollten Sie darauf eingehen, könnte man Ihnen jedoch Illoyalität unterstellen – schließlich haben Sie sich in einem anderen Unternehmen beworben. Damit verbauen Sie sich unter Umständen Ihre Karrierechancen. Falls Sie sich auf eine bessere Position bewerben, erhalten womöglich andere Kollegen den Zuschlag.

Hinzu kommt ein schlechter Eindruck, den Sie bei der Annahme des Angebots bei Ihrem Wunsch-Unternehmen hinterlassen würden. Die Firma hat immensen Aufwand für das Recruiting betrieben. Es wurden Bewerbungsgespräche geführt und anderen Kandidaten abgesagt. Das kann Ihrer weiteren Karriere schaden und sich schlimmstenfalls in der Branche herumsprechen.

Dennoch ist es zu empfehlen, erst zu kündigen, wenn Sie einen neuen Job gefunden haben. Das unterstreicht Ihre Entscheidung zum Jobwechsel und somit Ihre Position und Selbstsicherheit im Kündigungsgespräch.

Eine attraktive Stelle in der Bau- oder Immobilienbranche ermöglicht Ihnen zum Beispiel der individuelle Vermittlungsprozess mit Branchenexperten einer Personalberatung. Alternativ finden Sie spannende Jobangebote über unsere Jobbörse:

Finden Sie Ihren nächsten Traumjob

Will Ihr aktueller Arbeitgeber Sie zu veränderten Konditionen im Unternehmen halten, verschafft er sich unter Umständen damit Zeit, um Ihre Stelle mit einem anderen Kandidaten zu besetzen – zum Beispiel mit einer Person, die qualifizierter und kostengünstiger ist als Sie. Vor allem, wenn das Arbeitsklima, der Umgang mit den Mitarbeitern im Unternehmen und die Führungskultur zu wünschen übriglassen, sollten Sie wachsam sein. Hat Ihr Vorgesetzter in der Vergangenheit durch einen fragwürdigen Führungsstil von sich reden gemacht, gilt: Finger weg!

Wenn Sie sich noch unsicher sind, lesen Sie unser Factsheet zum Umgang mit Gegenangeboten, inklusive einer Zusammenfassung der Vor- und Nachteile und einer Checkliste zur Entscheidungsfindung.

Fazit: Für Ihre Kündigungsabsicht gibt es gute Gründe

Höhere Bezahlung, interessantere Karriereperspektiven oder eine bessere Work-Life-Balance: Diese oder andere Gründe haben Sie dazu bewogen, Ihr bestehendes Arbeitsverhältnis zu kündigen und einen Jobwechsel zu fokussieren. Bei einem vermeintlich attraktiven Gegenangebot sollten Sie daher nicht spontan von Ihrer Kündigung zurücktreten. Stattdessen sollten Sie es gewissenhaft prüfen und im Zweifelsfall lieber ablehnen.

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